Mein wahres Leben

Samstag, 7. Mai 2016

Transsexualität und Computerspiele


Auf den ersten Blick scheinen die Themen Transsexualität und Computerspiele so gar nichts gemeinsam zu haben. Ein Spiel ist ein Spiel und Transsexualität ist so ziemlich das Gegenteil von einem Spiel.

Und trotzdem ist mir das Thema TS und Computerspiele immer mal wieder begegnet, so auch in diesem Blogpost über Transgender in "second life | Gor". Die Autorin hat sich da als Außenstehende recht gut über das Thema Transsexualität informiert und geht der sehr speziellen Frage nach wie transsexuelle Charactere in diesem Rollenspiel überhaupt spielbar wären.

Dieser Post reizte mich zum Kommentieren und auch zum weiteren Nachdenken und zur Recherche über dieses Thema. Daraus entstand im August 2012 der folgende Artikel, den ich nun, leicht überarbeitet, hier bei Andrea re-poste.

Den Grundgedanken transsexueller Charactere fand ich zunächst sehr fremdartig, denn ich konnte mir nicht vorstellen dass es jemanden gibt, der in einem Computerspiel in dem man sich das Geschlecht selbst auswählen kann, freiwillig Transsexualität leben möchte. Es ist doch schon im Leben schwer genug, dann muß es im Spiel doch nicht auch noch sein, wenigstens ad hoc dort schon mal Vollweib leben wäre doch viel besser.

Das Ganze fußte auf meinen Erfahrungen aus meiner eigenen Gamer-Zeit, in der ich fast ausschließlich mit weiblichen nicknames unterwegs war und interessanterweise von Menschen, die mich nur über das kannten was sie von mir in Foren lasen, oft auch für eine Frau gehalten wurde. Rückblickend ist es schon fast Ironie dass sich einige wenige auch im Teamspeak nur schwer von ihrer Meinung abbringen ließen. Teils war das recht lustig, so haben wir einmal zu einem Dutzend Leuten die sich kannten, einen Clan aufgebaut der nach außen hin nur aus Mädels bestand, und es war schon drollig wie die anderen mit uns umgingen bevor sich dann doch herumsprach wer dahinter steckte.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Geschlechtervielfalt rund um die Welt


Über das tiefere Verständnis dessen, was "Geschlecht" ausmacht, wird hierzulande gerne und tiefschürfend diskutiert. Und nicht nur aus TS-Kreisen ist mir da manche vehemente Diskussion noch gut in Erinnerung.

Oft tun wir so als ob wir es sind, die auf diesem Gebiet die Grundlagen zu legen hätten, wenig bekannt ist, wie weit das Geschlechterverständnis in anderen Teilen der Welt ist. Vor allem haben die von uns oft als "rückständig" betrachteten Kulturen eine erstaunlich moderne Sicht auf dieses Thema.

Vor einiger Zeit habe ich über die fünf Geschlechter der Navajo-Indianer berichtet. Bei der Recherche zu diesem Artikel stiess ich auch auf den Film "two spirits" der die wahre Geschichte von Fred Martinez erzählt:
Fred Martinez was nádleehí, a male-bodied person with a feminine nature, a special gift according to his ancient Navajo culture. He was one of the youngest hate-crime victims in modern history when he was brutally murdered at 16. Two Spirits explores the life and death of this boy who was also a girl, and the essentially spiritual nature of gender. 
Fred war einer dieser Nadleehs, in diesem Fall ein Mädchen in einem Jungenkörper, irgendwie dazwischen, vielleicht weder das eine noch das andere. Sein Leben endete gewaltsam im Alter von 16 Jahren.

Wen der Film und seine Hintergründe interessiert dem sei der Besuch der oben verlinkten Website wärmstens empfohlen. Dort findet sich neben Informationen über das Geschlechterverständnis der Navajo auch eine Übersicht wie verschieden die Sicht auf die Geschlechter in veschiedenen Kulturen rund um den Globus doch ist.

Dies wird auf einer Weltkarte visualisiert, ein Klick auf die Markierungen führt zu weiteren Detailinformationen. Die Navajo sind natürlich dort zu finden, die Fa'afafine von Samoa ebenso wie die Hijras aus Indien und die Bakla von den Philippinen. Und noch viele, viele mehr ... mir war gar nicht bewusst wie vielfältig die Welt doch ist.

Viel Spass beim Stöbern!



Quelle: "A Map of Gender-Diverse Cultures"

Samstag, 9. Januar 2016

Post von Jasmin

Nachdem ich nun lange nichts geschrieben habe, möchte ich heute mal wieder mal posten. Genau genommen ist es allerdings nicht von mir. 
Wenn sich hier im Blog auch kaum noch was tut, bekomme ich regelmäßig noch Mails, so wie heute von Jasmin. Sie bat mich das hier zu veröffentlichen: 

Hallo Andrea, zuerst einmal ein ganz ganz dickes Lob für deine Seite, ich habe sie nun schon mehrmals gelesen und bin immer noch begeistert. 
Da das Jahr noch nicht allzu alt ist, wünsche ich natürlich auch noch ein gesundes neues Jahr! 
Gestern fasste ich mir ein Herz und wollte einen Beitrag im Bereich "TS und die Ehe" schreiben. Jedoch war dieser zu lang und ich wusste nicht wie ich mir helfen sollte. Ich benutzte das Kontaktformular. Jetzt jedoch erscheint mir das als viel zu unpersönlich und ich habe mich überwunden dir direkt eine Mail zu schreiben. 

Zu meiner Person: 
Ich heiße jetzt Jasmin, werde im April 54 Jahre jung und bin Transfrau. Ich lebe mit meiner Frau in einem winzigen Häuschen am Rand von Berlin. Mein Outing war vor etwas mehr als 1 Jahr, das steht aber auch nochmal in dem Text den ich dir nun schicken will. 
Im Grunde ist es in Kurzfassung meine Lebensgeschichte, jedoch als positiver Beitrag im Bereich "TS und die Ehe" in meinen Augen angebracht. Außerdem beleuchtet der Text kurz mein Outing in der Firma. 
Vielleicht veröffentlichst du ihn ja: 

Hallo Andrea und natürlich auch alle anderen hier, ich möchte doch auch mal meine (durchweg positiven) Erfahrungen schildern: 

Ich bin die Jasmin, bin Transfrau, und noch nicht ganz 54 Jahre jung. Ich habe meine Ehefrau vor etwas mehr als 23 Jahren kennen gelernt. Damals wusste ich noch nicht wirklich was mit mir los war/ist. Aber ich habe ihr schon ein paar Tage nach dem Kennenlernen gesagt das ich mich in Frauenkleidung sehr wohl fühle. 
Damals dachte ich noch ich sei Crossdresser und würde mit gelegentlichem "Verkleiden" bis an mein Lebensende glücklich sein (weit gefehlt!). Was ich aber sagen will: Sie hat es damals positiv aufgenommen – ja sie hat mich sogar unterstützt, hat mir geholfen die für mich passenden Kleidungsstücke zu erhalten und mir die Möglichkeit gegeben, es im häuslichen Umfeld auszuleben. 

Vor fast 18 Jahren haben wir geheiratet. 

Mit der Zeit wurden die Abstände zwischen meinen Episoden immer kürzer bis ich so sehr darunter litt, keine Frau zu sein, das ich krank (d.h. stark depressiv) wurde. 
Mit meiner Frau habe ich während der vielen Jahre immer offen und ehrlich über das Thema geredet. Sie begleitete mich, stützte mich, half mir. Anfang 2014 ließ ich mich krank schreiben. Ich verkroch mich zuhause. Es hat über ein halbes Jahr gedauert bis mich meine Hausärztin davon überzeugen konnte, eine Therapie in einer psychotherapeutischen Tagesklinik anzufangen. 
In dieser Therapie war es ein relativ kurzes persönliches Gespräch mit einer Mitpatientin, das mich wach rüttelte. 
An diesem Tag ging ich heim und redete mit meiner Frau darüber, dass ich nun endgültig als Frau leben wolle und den Weg der Hormontherapie sowie auch (damals noch eventuell, heute aber ganz sicher) eine GaOp ansteuern möchte. Natürlich war sie erst einmal geschockt – wer ist das bei so einer Nachricht nicht? Aber sie hat sich zu mir bekannt, gesagt das wir das zusammen durchstehen (Ihre Bedingung war nur das unsere Ehe nicht geschieden wird, wir wussten damals noch nichts über die Änderung im TSG). 
Am folgenden Tag bin ich En-Femme (und ich war noch nie vorher in Frauenkleidung, d.h. mit Rock, Bluse und Schuhen mit kurzen Absätzen, in der Öffentlichkeit!) in öffentlichen Verkehrsmitteln zu der Tagesklinik gefahren. Es folgten zuerst erstaunte Blicke, dann wechselten die Blicke in "Jetzt verstehe ich...". Die Psychologin nickte mir anerkennend zu und bat mich in ihr Büro. Dort sagte sie mir das sie mich unterstützen will, so weit es ihr möglich ist und das sie großen Respekt vor meinem Mut hat. Ich habe dann die gesamte restliche Therapie als Frau gemacht. 
Von Stund an ging es mir erheblich besser und ich wurde am Ende der Zeit des Klinik-Aufenthaltes mit der Diagnose F64.0 in die Öffentlichkeit entlassen. Am gleichen Tag an dem ich das erste Mal En-Femme draußen war, habe ich Abends meinen Kleiderschrank ausgeräumt und sämtliche männlichen Kleidungsstücke inklusive aller Schuhe, Jacken etc. in große Säcke gepackt und zur Altkleidersammlung gegeben. 
Seit diesem Tag lebe ich ausschließlich als Frau. Meine liebe Frau unterstützt mich in allem, sei es nun in Sachen Kleidung, Make-up oder auch wie ich denn meinen Gang verbessere (nur um einige Beispiele zu nennen) ... ich lerne quasi von ihr äußerlich eine Frau zu sein bzw mich so zu verhalten, so wie ein Mädchen dies von ihrer Mutter lernt. 

Vor 1 Jahr nun habe ich meine Hormontherapie begonnen, habe Ende September meine VÄ/PÄ beantragt, einen Gerichtstermin hatte ich auch und die Gutachtertermine sind auch schon durch. Ich bin also mitten auf dem Weg der mich wesentlich glücklicher und viel selbstbewusster gemacht hat. Meine Frau ist und war immer Teil dieses Weges. 

Ach ja – der einzigste Wermutstropfen bisher ist, dass meine Eltern sowie auch meine Schwester bisher nicht in der Lage sind, meine Transsexualität zu tolerieren oder zu akzeptieren. Sie reden mich weiterhin mit meinem männlichen Namen und mit "er" an. Ich hoffe sehr, dass es mit der Zeit irgendwann einmal zur Akzeptanz kommen wird. 

Um es auch noch kurz anzusprechen: Nach einem Jahr Krankheit habe ich mich wieder in meiner vorherigen Firma gemeldet. Ein erster Termin (es nannte sich "Betriebliches Wiedereingliederungsmanagement") war insofern amüsant, da den Anwesenden Personen inklusive der Geschäftsführerin erst einmal die Münder offen standen, als ich dort als Frau erschien. 
Die erste Frage war dann auch "Wie dürfen wir sie jetzt ansprechen?" Ich antwortete: "In meinem Ausweis steht noch Herr, jedoch würde ich mich sehr freuen wenn sie mich als Frau H..., oder als Jasmin ansprechen würden“. Als ich dann den ersten Arbeitstag hatte, schickte mein Abteilungsleiter (in Absprache mit mir) eine Mail an alle Mitarbeiter, in der er mich nach der langen Krankheit willkommen hieß und erklärte, was denn mit mir los wäre und das er sowie alle Mitglieder der Geschäftsleitung mich nach besten Kräften auf meinem Weg unterstützen wollen. Er bat in dieser Mail darum das alle Mitarbeiter dies ebenso tun. 
Das ist nun etwas mehr als 1 Jahr her und in der ganzen Zeit habe ich nichts erlebt das in irgendeiner Form diskriminierend war oder in Richtung Mobbing gehen würde (Das leidige Thema Toiletten lasse ich mal ganz bewusst weg). Klar hört man über 7 Ecken das getuschelt und geredet wird, aber wenn man selbstbewusst damit umgeht und niemandem eine Angriffsfläche bietet, lässt es sich sehr gut damit leben. 

Nun ist dieser Post doch mehr geworden als nur ein kleiner Beitrag zum Thema "Wie gehen Eheleute mit dem Thema Trans* um". 
Ich war deshalb so ausführlich, weil ich denke das es für das Gesamtverständnis wichtig ist. 

Viele liebe Grüße Jasmin

Sonntag, 2. August 2015

Artikel "Trans-Outing im Job"

In dem Magazin für JOB- und Personalsuchende "WORKSCOUT" ist ein Artikel erschienen, wo Bezug auf mein Outing im Job genommen wird. 


Frau Dr. Birgit Lutzer hätte zwar gern auch über die Erfahrung von Transsexuellen geschrieben, die Probleme beim Outing im Job gehabt haben, aber leider hat sich da keiner gefunden. Das ist auch verständlich, denn wer riskiert schon gerne seinen Arbeitsplatz, indem er negativ über den Arbeitgeber berichtet. 

Eure Andrea

Samstag, 16. Mai 2015

Magnus-Hirschfeld-Weg in Magdeburg

Die Magdeburger Volksstimme berichtete, dass heute anlässlich des 80. Todestages von Magnus Hirschfeld eine Straße in Magdeburg nach ihm benannt wurde. 
Hier die Rede des Bundesministers der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, zur Einweihung dieser Straße. 

Ich finde es wichtig, an Personen, die besondere Leistungen für Minderheiten erbracht haben oder Opfer, die aufgrund ihres „Andersseins“ umgebracht worden, durch Namensgebungen von Orten oder Gedenktafeln zu erinnern. 
Leider passiert das aber zu selten, denn Minderheiten interessieren die Wenigsten bzw. finden es leider noch immer zu viele Menschen, dass bestimmte Minderheiten „abnormal“ sind und deshalb nicht noch daran erinnert werden sollte. 
Als Beispiel möchte ich hier noch mal an Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel erinnern, der an seinem Hinrichtungsort in Halberstadt noch nicht mal eine Gedenktafel hat (hatte bereits darüber berichtet). Es scheint einfach keinen zu interessieren. 

Eure Andrea

Donnerstag, 30. April 2015

EuGH-Urteil zur Blutspende von Homosexuellen

Der Europäische Gerichtshof fällte gestern ein Urteil in derRechtssache C-528/13.
Ein Mann aus Frankreich hatte geklagt, weil er im April 2009 eine Blutspende abgeben wollte und ihm das aber mit der Begründung abgelehnt wurde, dass er eine sexuelle Beziehung zu einem Mann hätte und er damit von einer Blutspende ausgeschlossen sei.
In den Meldungen der großen Zeitungen und Nachrichtenagenturen wird dieses Urteil mit Schlagzeilen versehen, die den Eindruck machen, einen Nichtzulassung von homosexuellen Menschen zur Blutspende sei rechtens.
So kommentiert „Die Süddeutsche“: „Spendeverbot - Darum dürfen Schwule von der Blutspende ausgeschlossen werden - Der Europäische Gerichtshof hat das Blutspendeverbot für Homosexuelle für rechtens erklärt - und damit ein medizinisch sinnvolles Urteil gefällt. Die Bereitschaft zur Blutspende ist ehrenwert, aber kein unverzichtbares Menschenrecht.“
Die „tagesschau.de“ meldet: „Blutspende-Verbot für Schwule - Homosexuelle Männer dürfen kein Blut spenden - das gilt auch in Deutschland. Grund: Laut EU-Recht sind Personen mit hohem Risiko für Infektionskrankheiten wie HIV ausgeschlossen. tagesschau.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Thema.“
Die „Frankfurter Allgemeine“ schreibt: „Schwule Männer dürfen von Blutspende ausgeschlossen werden - Das Blutspende-Verbot für homosexuelle Männer kann laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs rechtens sein. In der Begründung bleiben die Ausführungen des Gerichts äußerst vage.“
Der „Stern“ berichtet: „Homosexuelle Männer dürfen weiter ausgeschlossen werden - Bislang durften homosexuelle Männer kein Blut spenden. Der Europäische Gerichtshof entschied nun, das generelle Verbot aufzuheben, Schwule dürfen aber weiter ausgeschlossen werden.“
Man könnte hier noch mehr aufzählen. In den weiteren Ausführungen wird zwar teilweise die Schlagzeile wieder etwas relativiert, aber letztendlich bleibt die Aussage, Homosexuellen bleibt eine Blutspende laut Urteil des EuGH verwehrt.
Was hat aber der Europäische Gerichtshof nun wirklich beschlossen?
Nachzulesen ist das in der Pressemitteilung Nr. 46/15 des Gerichtshofs der Europäischen Union und im Urteil selbst natürlich.
Da wird zwar festgestellt, dass das Risiko einer Übertragung von Infektionskrankheiten auf die Empfänger des Blutes mit allen Mittel zu minimieren verpflichtend ist (und das ist gut so), aber auch, dass ein genereller Ausschluss von Risikogruppen nicht auf diskriminierende Weise erfolgen und nur auf das notwendige Maß beschränkt sein darf. Vor einem eventuellen Ausschluss ist zu prüfen, ob es nicht andere wirksame Methoden, Tests und Verfahren gibt, diesen Ausschluss zu vermeiden oder zu minimieren.
Was bedeutet das, insbesondere für Deutschland?
In Deutschland sind bestimmte Risikogruppen von der Blutspende lebenslang ausgenommen. Nach diesem Urteil ist das ein klarer Verstoß nach Art. 21 Abs. 1 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union – eine Diskriminierung wegen der sexuellen Ausrichtung, weil hier allein die Zugehörigkeit zu einer Gruppe als Ausschlusskriterium gilt und nicht das sexuelle Verhalten.
Zitat aus Urteil:
Insoweit obliegt es dem vorlegenden Gericht insbesondere zu prüfen, ob möglicherweise anhand des Fragebogens und der persönlichen Befragung durch einen qualifizierten Angehörigen eines Gesundheitsberufs nach Anhang II Teil B Nr. 2 der Richtlinie 2004/33 die Verhaltensweisen genauer identifiziert werden können, die mit einem Gesundheitsrisiko für die Empfänger verbunden sind, um eine weniger einschränkende Kontraindikation festzulegen als eine dauerhafte für alle Männer, die sexuelle Beziehungen zu Männern hatten.
Wie der Generalanwalt in Nr. 61 seiner Schlussanträge ausgeführt hat, muss das vorlegende Gericht in diesem Sinne insbesondere beurteilen, ob es durch gezielte Fragen zum seit der letzten sexuellen Beziehung verstrichenen Zeitraum im Verhältnis zur Dauer des „diagnostischen Fensters“, zur Beständigkeit der Beziehung der betreffenden Person oder zum Schutz in der sexuellen Beziehung möglich wäre, die Höhe des Risikos zu bewerten, das individuell durch den jeweiligen Spender aufgrund seines eigenen Sexualverhaltens besteht.
Richtig wäre, nach den sexuellen Verhaltensweisen ein Ausschluss festzulegen. So wäre z. B. ein Ausschlusskriterium Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern. Aber auch nur für eine bestimmte Zeit rückwirkend, denn die Latenzzeit beträgt ja nur auch eine gewisse Zeit. Und diese Verhaltensweisen sind bei allen Blutspendern abzufragen, denn das Risiko besteht nicht etwa, nur weil jemand einer Gruppe angehört. Ein Homosexueller, der keinen Geschlechtsverkehr oder einen mit einem festen Partner hat, stellt kaum ein höheres Risiko dar, als ein heterosexueller Mensch mit gleichem Verhalten.
Umgekehrt stellt ein Familienvater, der laufend ungeschützten außerehelichen Sex mit wechselnden Partnerinnen hat, ein hohes Risiko dar, genau wie seine Frau, die vielleicht noch nicht einmal weiß, dass sie gefährdet ist.
Wenn hier das Argument gebraucht wird, dass das sexuelle Verhalten Privatsache ist und von dem man keine Auskunft verlangen darf, weil es keinem was angeht, der liegt falsch. Denn dann dürfte auch nicht von einem homosexuellen Menschen verlangt werden, dass er das angibt, besonders deshalb, weil mit dieser Bekenntnis sofort angenommen wird, laufend Sex mit wechselnden Partnern zu haben. 
Weiterhin, wer kann nachprüfen, ob jemand die Wahrheit sagt? Die ehrlichen sind hier einfach die „Dummen“.
Hier hatte ich schon mal geschrieben, dass auch Transsexuelle von der Blutspende ausgenommen sind. Besonders in den Kommentaren dazu wird klar, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe für die meisten ein Ausschlusskriterium ist, unabhängig vom persönlichen Verhalten. Dieses Urteil sagt aber eindeutig aus, dass das eine unzulässige Diskriminierung darstellt:
Nr. 2.1 des Anhangs III der Richtlinie 2004/33/EG der Kommission vom 22. März 2004 zur Durchführung der Richtlinie 2002/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich bestimmter technischer Anforderungen für Blut und Blutbestandteile ist dahin auszulegen, dass das in dieser Bestimmung enthaltene Kriterium für einen Ausschluss von der Blutspende, nähmlich das Sexualverhalten, den Fall erfasst, dass ein Mitgliedstaat im Hinblick auf die in diesem herrschende Situation eine dauerhafte Kontraindikation bei Blutspenden für Männer vorsieht, die sexuelle Beziehungen zu Männern hatten, wenn aufgrund der derzeitigen medizinischen, wissenschaftlichen und epidemiologischen Erkenntnisse und Daten feststeht, dass ein solches Sexualverhalten für diese Personen ein hohes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt und dass es unter Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit keine wirksamen Techniken zum Nachweis dieser Infektionskrankheiten oder mangels solcher Techniken weniger belastende Methoden als eine solche Kontraindikation gibt, um ein hohes Gesundheitsschutzniveau der Empfänger sicherzustellen. Es ist Sache des nationalen Gerichts zu beurteilen, ob diese Voraussetzungen in dem betreffenden Mitgliedstaat erfüllt sind.“
Eure Andrea

Donnerstag, 29. Januar 2015

Wie Schnäppchenjagt bestraft wird

oder wie man trotz 50 % Preisnachlass den vollen Preis bezahlt. 

Mitte Dezember waren wir im Real Blankenburg einkaufen. 
Dort sah meine Frau einen Taschenkalender für 7,99 €, den sie gerne gehabt hätte. Mir waren aber 8 Euro für einen läppischen Taschenkalender zu viel und ich konnte sie mit dem Argument überzeugen, dass erfahrungsgemäß Kalender Ende Januar billiger werden, diesen erst mal nicht zu kaufen. 

Am Dienstag waren wir dann wieder mal im Real Blankenburg. Und da lag doch noch genau ein Exemplar von diesem Kalender im Regal und kostete nur noch 50 % des alten Preises. Den haben wir dann auch gleich in unseren Einkaufskorb gepackt. 

Als wir dann zuhause waren und alles ausgepackt hatten, fragte mich meine Frau: „Wo ist denn der Kalender?“ Nachdem wir dann nochmal alle Möglichkeiten untersucht hatten, wo sich der Kalender „versteckt“ haben könnte, wurde so langsam zur Gewissheit, dass wir diesen beim Einpacken auf dem relativ dunklen Parkplatz (es war ja schon so ca. 18:00 Uhr) im Einkaufskorb vergessen haben werden. Noch einmal schnell hinfahren und den Kalender suchen, hielten wir für unangebracht, da die Wahrscheinlichkeit des Wiederfindens zu gering war. 

Am Mittwochnachmittag bin ich aber noch mal zu Real nach Blankenburg gefahren, um noch andere Schnäppchen zu besorgen. Obwohl ich wusste, dass wir einen Tag vorher den letzten Taschenkalender dieser Ausführung gekauft hatten, habe ich nochmal in dieses Regal geschaut. Und – siehe da – lag wieder genau ein Exemplar dieses Kalenders zum halben Preis. 
Wahrscheinlich hat ein ehrlicher Finder diesen wieder dort abgegeben. 
Erst wollte ich zur Information gehen, die Situation schildern und fragen, ob ich ihn wiederhaben kann. Aber dann dachte ich mir, wenn er sich schon im Regal befindet und nicht bei der Info liegt, um ggf. an einen möglichen Eigentümer, der sich meldet, ausgegeben werden zu können, sind meine Chancen relativ gering, ihn wieder zu erhalten. Selbst mit dem Kassenzettel, den ich noch hatte, kann ich das ja nicht beweisen.

Ich habe mich dann entschlossen, den Kalender nochmal zu kaufen. Damit habe ich dann doch den vollen Preis bezahlt. 

Eure Andrea