Heute sieht es auch ganz anders aus als vor einigen Jahrzehnten. Woran damals noch nicht zu denken war, ist heute möglich. Die Gesellschaft ist aufgeschlossener geworden, obwohl die Transsexualität es immer noch nicht so akzeptiert wird, wie die Homosexualität.
Der
Gesetzgeber ist zwar noch nicht auf dem Laufenden, aber ich denke, da wird sich
in nächster Zeit auch was ändern. Ich nehme an, die Hürden, vor dem Gesetz das
Geschlecht zu wechseln, werden einfacher werden. Aber dafür befürchte ich, dass
schwerer werden wird, Kosten für entsprechende Operationen von
Krankenversicherungen oder anderen Sozialversicherungsträgern bewilligt oder
ersetzt zu bekommen.
So
verschieden die betroffenen Menschen sind, so verschieden können auch die Wege
sein. Auch die Bedingungen sind sehr verschieden. Aber es gibt meistens viele
Parallelen und vom Grundsatz her sind der Weg und die auf diesem Weg liegenden
„Steine“ ähnlich.
Bei den
nachfolgenden Betrachtungen gehe ich von mir aus. Deswegen betrachte ich auch
das aus der Sicht einer Mann-zu-Frau-Transsexuellen (MzF). Im umgekehrten Fall
wird es sinngemäß auch zutreffen.
Das, was
für mich richtig war, muss es aber nicht für Andere sein. Und es sind eben nur
Tipps und keine Richtlinien. Falls es für Euch also nicht das Richtige war,
macht mir keine Vorwürfe. Falls Ihr Ergänzungen und Vorschläge habt oder der
Meinung seid, es ist irgendwas nicht richtig, sagt es mir.
Irgendwann
stellt man fest, dass man Gefühle entwickelt, die nicht zum angeborenen
Geschlecht passen. Bei mir und bei den meisten MzF-TS hat das angefangen, es
schön zu finden, weibliche Kleidung zu tragen, sich zu schminken und Schmuck zu
tragen. Am Anfang ist es einfach nur ein herrliches Gefühl aber irgendwann
fragt man sich, warum macht man das – ob man nicht doch eine Frau ist, aber
versucht es zu verdrängen. Man nimmt sich vor, es nicht mehr zu machen, aber man
schafft es nicht. Ob man wirklich transident ist, weiß man zu diesem Zeitpunkt
noch nicht.
Jetzt kommt
der erste Fehler den ich gemacht habe, ich habe mich davor geschämt und sehr
große Angst gehabt, dass es jemand erfährt. Zumindest ist es aus heutiger Sicht
falsch, aber die damaligen Zeiten waren leider anders. Es gab kein
Internet, keiner hat über „so was“ gesprochen, ein Junge (oder Mann) hatte ein
Junge zu sein und ich dachte, ich wäre der einzige auf der Welt, der so
empfindet. Zum damaligen Zeitpunkt war es vielleicht sogar richtig, es zu
verschweigen, wer weiß was sonst mit mir passiert wäre.
Aber heute
ist es auf jeden Fall falsch. Wenn Ihr solche Gefühle habt und Ihr merkt, sie
lassen sich nicht verdrängen, traut Euch jemanden Nahestehenden an. Desto eher,
umso besser. Ihr schafft es wahrscheinlich ohnehin nicht, diese Empfindungen zu
überwinden.
Ich weiß,
auch heute ist die Angst noch da. Aber ohne erst mal anzufangen, seine Gefühle
rauszulassen, anzufangen im kleinen Rahmen ab zu eine Frau sein zu dürfen,
werdet Ihr nie erfahren, ob Ihr wirklich im falschen Körper steckt (TS), oder
nur einfach das Bedürfnis habt, das Gefühl der Weiblichkeit zu erleben (TV).
Stellt Ihr
dann fest, dass Euch das gelegentliche „Frausein“ nicht reicht, überstürzt
nichts. Ich weiß, dass das schwierig ist, sich dann zurückzuhalten. Hat man
erst mal angefangen diesen Weg zu gehen, möchte man am liebsten gleich alles
haben. Ich selbst wurde „Gott sei Dank“ immer wieder von anderen „ausgebremst“.
Überlegt Euch jeden weiteren Schritt genau und macht einem nach dem anderen. Seit
ehrlich zu Euch selbst. Versucht Eure Gefühle zu analysieren.
Jetzt wird Euch
wahrscheinlich erst richtig bewusst, dass Ihr im falschen Körper steckt. Man
begreift jetzt erst richtig, dass der Kampf dagegen vorher eigentlich nicht zu
gewinnen war.
Seit Ihr
verheiratet oder habt eine Partnerin steht Ihr wahrscheinlich jetzt vor fast
unlösbar scheinenden Problemen. Dazu habe ich hier
was geschrieben. Ich glaube, es ist auch die größte Hürde auf diesem Weg.
Wahrscheinlich kommt Euere Partnerin nie hundertprozentig darüber hinweg.
Bevor der
sogenannte Alltagstest beginnt, Ihr also nach außen hin als Frau lebt, ist es
vorteilhaft, etwas gegen den Bartwuchs zu unternehmen. Ein Mann ohne
Bartschatten fällt kaum auf, aber eine Frau, der man trotz Make-up noch einen
starken Bartwuchs ansieht.
Eine Kostenübernahme
durch die Krankenkasse für eine IPL- oder Laserbehandlung zu bekommen, ist fast
aussichtslos. Wenn überhaupt zahlt die Krankenkasse nur eine Nadelepilation.
Aber da ist es schwierig, einen Arzt zu finden, da das für ihn nicht
lohnenswert ist.
Ich hatte
dann nach Ablehnung durch die Krankenkasse gleich beschlossen, auf meine Kosten
eine IPL durchzuführen, da ich zu diesem Zeitpunkt schon als Frau gelebt hatte
und ich auf keinen Fall noch etliche Monate mit dem Bart leben wollte.
Nachdem ich
mir mehrere Angebote geben lassen hatte, habe ich mich für „Haarpunkt“ in
Hamburg entschieden. Es war mit 552,- € für eine Zweijahres-Flat mit Abstand
des günstigste Angebot. Allerdings habe ich die Erfahrung machen müssen, dass
das Personal laufend wechselt und nicht alle in einer guten Qualität gearbeitet
haben.
Bis der
Bart nach mehreren Behandlungen so einigermaßen verschwunden ist, habe ich ein
stark abdeckendes Make-up verwendet. Gute Erfahrungen habe ich mit Comouflage
Creme von Kryolan (Derma Color) aus der Apotheke gemacht.
Um ein
Outing kommt Ihr nicht herum. Aber wie oben schon erwähnt, ist Eure Angst meist
unbegründet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass heute, auch in kleineren
Orten, die Akzeptanz ganz gut ist. Probleme gab es bei mir nirgends, weder in
der Nachbarschaft, im Bekannten- und Freundeskreis noch auf Arbeit. Natürlich
ist man dann „Stadtgespräch“, aber über wen wird nicht geklatscht. Auch gehe
ich mit meiner Transidentität völlig offen um. Das bedeutet nicht, dass ich mir
ein Schild umhänge, aber ich versuche es nicht mit allen Mitteln zu
verschweigen. Ich bin nun mal so geboren. Jemand, der z. B. behindert ist, muss
auch damit leben. Alle, die mich kennen, wissen es ohnehin. Und mit dem offenen
Umgang lebt man nicht nur unbekümmerter, sondern erhöht auch das Verständnis in
der Gesellschaft.
Vorteilhaft
ist es auch, sich nicht nur Informationen aus dem Internet zu beschaffen,
sondern auch aktiv an entsprechenden Foren teilzunehmen. Scheut Euch nicht,
entsprechende Fragen zu stellen und Eure Probleme darzulegen. Auch
Selbsthilfegruppen und Stammtische sind sehr hilfreich. Ich habe dadurch echte
Freunde gewonnen.
Wenn Ihr
dann sicher seid, im falschen Körper zu leben, wird es Zeit, den offiziellen
Weg zu gehen. Sucht Euch einen Psychologen, der Erfahrung mit Transsexualität
hat und nach Möglichkeit eine Kassenzulassung. Eine Genehmigung der
Krankenkasse benötigt Ihr hierfür nicht. Ich habe eine Überweisung von meinem
Hausarzt zum Urologen geben lassen und dieser hat mich dann an den von mir
gewünschten Psychologen überwiesen. Im Zweifelsfalle fragt nach. (Hier etwas ausführlicher geschrieben!)
Wichtig
ist, dass zwischen Euch und dem Therapeuten die „Chemie“ stimmt. Sonst hat das
Ganze keinen Sinn. Seit ehrlich zu ihm und er sollte weder in der einen noch in
der anderen Richtung voreingenommen heran gehen. Seht ihn nicht als
„Pflichtübung“ an, sondern als jemanden, der Euch auf dem Weg helfen soll.
Geht zu
eurem Therapeuten so, wie Ihr Euch fühlt, also als Frau. Versucht Euch so zu
kleiden und zu schminken, wie es jede andere Frau auch macht. Vermeidet also
Übertreibungen.
Zu den
ersten Sitzungen habe ich auch meine Frau mitgenommen. Das hat mir geholfen,
der Psychologe hat dadurch ein „abgerundetes Bild“ bekommen und meiner Frau
wurde dadurch vielleicht so manches verständlicher.
Jetzt
braucht Ihr auch einen TS-Lebenslauf. Zumindest wollte mein Therapeut einen
haben. Aber spätestens für das Gericht benötig Ihr ohnehin Einen. Aus ihm
sollte Eure transsexuelle Entwicklung hervorgehen. Versucht auch, nicht nur zu
schreiben, was Ihr wann und wo gemacht habt, sondern auch warum. Versucht Eure
Gefühle auszudrücken. Das ist nicht einfach. Die Länge des Lebenslaufes ist
nicht wichtig, aber aussagekräftig sollte es sein.
Spätestens
jetzt sollte auch Euer Alltagstest beginnen. Ich habe das aber nicht als
Alltagstest gesehen. Ich habe einfach angefangen, so zu leben, wie ich mich
fühle. Das hat mit „Test“ für mich nichts zu tun. Ich fühle mich als Frau und
deswegen lebe ich auch so. Ich habe Jahrzehnte versucht als Mann zu leben, weil
ich geglaubt habe, es wird von mir verlangt, aber habe es nicht geschafft,
dabei glücklich zu werden.
Wenn hier
nochmals der Einwand kommt, ich habe ja geheiratet und Kinder gezeugt, dem
möchte ich nochmals sagen, dass die sexuelle Ausrichtung nichts mit
Transsexualität zu tun hat und die Liebe meiner Frau und der gute familiäre
Zusammenhalt dazu geführt hat, dass ich das Leben als Mann überhaupt solange
ausgehalten habe. Hätte ich nicht soviel Glück mit meiner Familie gehabt, hätte
ich weit früher diesen Weg eingeschlagen. Auch der Umstand, das meiner Frau
antun zu müssen, hat mich bewogen, es solange rauszuzögern, bis es nicht mehr
ging. Auch hier entschuldige ich mich nochmals bei Dir, Karola, und danke Dir
für dein Verständnis.
Am Anfang
hat man die Sitzungen beim Therapeuten in der Regel in relativ kurzen
Abständen. Je nachdem, wie alles verläuft und ob Probleme bestehen, werden die
Besuche beim Psychologen seltener. Mein Therapeut, Dr. Seikowski, ist sehr
schnell zu der Überzeugung gekommen, dass ich Transsexuell bin und Probleme
hatte ich keine, außer dass mein Leidensdruck, jetzt wo ich so leben konnte, wie
ich wollte, enorm zugenommen hatte. Ich fühlte mich einfach nicht mehr wohl in
dem männlichen Körper.
Nach ca. 2
Monaten hatte ich mein erstes psychologisch-medizinisches Gutachten, das mir
meine Transsexualität bestätigte und andere Ursachen ausschloss. In diesem
Gutachten wurde empfohlen, mit der Vorbereitung und Durchführung einer
gegengeschlechtlichen Hormonbehandlung zu beginnen.
Manche
Psychologen geben nur eine Indikation (F 64.0). Nach Möglichkeit versucht aber
ein Gutachten zu bekommen. Das kann für Euch wertvoller sein. Wenn Ihr Glück
habt und der Gutachter ist bei Gericht anerkannt, spart das vielleicht sogar
ein Gerichtsgutachten und damit Kosten.
Auch wenn
Ihr meint, Ihr braucht keine psychologische Betreuung mehr, besucht Euren
Therapeuten bis auf weiteres noch mindestens einmal im Quartal, um eine
ununterbrochene Therapie nachweisen zu können. Die Krankenkasse bzw. der MDK
könnte auf 18 Monate Therapie und Alltagstest bestehen.
Jetzt müsst
Ihr Euch einen Endokrinologen oder Gynäkologen mit TS-Erfahrung suchen. Auch
hier gilt, die „Chemie“ muss passen. Wenn nicht, wechselt gleich am Anfang,
auch wenn es dadurch Verzögerungen gibt. Mir ging es auch so. Ich war zuerst in
Magdeburg bei Prof. Dr. Ahrend. Mein Leidensdruck hat ihn gar nicht interessiert.
Streng nach seinen selbst auferlegten Prinzipien („Ich muss den Patienten
mindestens ein halbes Jahr kennen, bevor ich Hormone verschreibe.“), hat er
mich nach dem ersten Besuch nach einem Vierteljahr wiederbestellt. Dort bin ich
natürlich nicht wieder hin gegangen. Er war zwar nett und freundlich, aber hat
sich keine Mühe gegeben, mich zu verstehen. Ich habe mir dann sofort eine
andere Frauenärztin gesucht und mit Frau Dr. Bosse in Wernigerode auch eine
sehr nette und verständnisvolle gefunden.
Bevor die
Hormone verschrieben werden, kann es sein, dass noch eine Chromosomenanalyse
durchgeführt wird, um Intersexualität auszuschließen.
Die
Verschreibung von Hormonen ist auch nicht bei der Krankenkasse
genehmigungspflichtig. Es gehört zur Therapiefreiheit der Ärzte sie zu
verschreiben. Auf keinen Fall bei der Krankenkasse beantragen. Ich kenne
mehrere Fälle wo es gewaltige Probleme und damit Verzögerungen dadurch gegeben
hat.
Ob Ihr auch
Medikamente gegen die männlichen Hormone nehmt, bleibt Euch überlassen. Der
Arzt wird eine Empfehlung geben, aber Ihr müsst sie nicht akzeptieren. Mit z.B.
Androcur sinkt der Testosteronwert sehr schnell und die weiblichen Hormone
wirken besser. Aber auch ohne Androcur sinkt der Testosteronwert, aber
langsamer und die Dosis der zu nehmenden weiblichen Hormone könnte etwas höher
sein. Die Nebenwirkungen von Androcur (oder CPA) können erheblich sein, wie z.
B. Depressionen und Lustlosigkeit. Bei einer gesunden Leber ist es aber meiner
Meinung nach relativ unbedenklich, denn man nimmt es ja nicht lange. Spürt man
Nebenwirkungen kann man ja die Dosis verringern oder das Medikament ganz
absetzen. Ich hatte von CPA einen Monat 100 mg, dann 2 Monate 50 mg, danach 3
Monate 25 mg täglich eingenommen und dann ganz abgesetzt.
Um auch
rechtlich als Frau zu Leben, ist es zurzeit leider notwendig, beim zuständigen
Amtsgericht einen Antrag auf Vornamens- und Personenstandsänderung zu stellen. Mein
Antrag sah wie folgt aus:
Vorname Nachname Ort, Datum
Straße Nr.
PLZ Ort
Amtsgericht Ort
Straße Nr.
PLZ Ort
Antrag auf Änderung
des Vornamens und der Geschlechtszugehörigkeit
(gemäß §8 Transsexuellengesetz TSG
vom 10.09.1980)
Sehr geehrte Damen und Herren,
(1) Hiermit beantrage ich, [Vorname
Nachname], geb. am [Datum], in [Ort] / Deutschland, gemäß Abschnitt 2 des TSG,
der Änderung meines Personenstandes und der Vornamen zuzustimmen. Sollten zum
Zeitpunkt der Entscheidung, z. B. wegen noch nicht abgeschlossener medizinischer
Maßnahmen, noch Hinderungsgründe bestehen, so beantrage ich eine
Vorabendscheidung nach §9 TSG.
Begründung:
Seit weit mehr als drei Jahren
empfinde ich mich bereits nicht dem in meinem Geburtseintrag angegebenen
Geschlecht, sondern dem anderen Geschlecht als zugehörig. Zudem stehe ich unter
dem „Zwang" diesen Vorstellungen entsprechend zu leben (vgl. § 1 Abs. 1
Nr. 2 TSG). In meinem Lebensumfeld habe ich den Wechsel der Geschlechtsrolle
bereits erfolgreich vollzogen (siehe Anlage). Ein Wechsel zurück in die meinem
Geburtseintrag entsprechende Geschlechtsrolle- und Identität scheint mir nicht
mehr möglich und würde für mich unerträglich sein. Des Weiteren befinde ich
mich seit [Datum] in psychiatrisch-psychologischer Begleittherapie bei [Therapeuten].
Ich bin Deutsche/r im Sinne des
Grundgesetzes und wohne derzeit in [Ort, Straße Nr.] (§1 Abs. 1.1 TSG).
(2) Ich beantrage in Zukunft den
Namen Frau [Vorname Nachname] zu führen, (§1 Abs.2 TSG).
Antrag zum Verfahren:
Zur Ergänzung meines Antrages lege
ich die fachärztliche Stellungnahme von [Therapeuten] bei. Ich beantrage
hiermit, zur Verkürzung des Verfahrens, diese Stellungnahme als eines vom
Gesetz gefordertes Gutachten zuzulassen (§ 4 Abs.3 Satz 1 TSG), da es die vom
Gesetzgeber vorgeschriebenen Sachverhalte uneingeschränkt bestätigt (§4 Abs.3
Satz 2 TSG und §8 TSG).
Die
Handhabung ist von Gericht zu Gericht verschieden. Folgende Unterlagen habe ich
mit eingereicht:
Meldebestätigung
der Gemeinde
beglaubigter
Auszug Geburtenregister
beglaubigte
Kopie Personalausweis
Ergänzungsausweis
der dgti
Vorhandenes
medizinisch-psychologisches Gutachten
Veröffentlichung
meines Outings in der Mitarbeiterzeitung des Landkreises Harz im April 2011 und
Reaktionen darauf
TS-Lebenslauf
Erklärung
über die Entbindung von der Schweigepflicht (siehe nachfolgend)
Erklärung über die Entbindung von der Schweigepflicht
Hiermit entbinde ich,
Vorname Nachname
Straße Nr.
PLZ Ort
alle Ärzte und Psychologen, die mich
im Zusammenhang mit meiner Transidentität behandelt haben bzw. behandeln
werden, von ihrer Schweigepflicht gegenüber dem
Amtsgericht Ort
Straße Nr.
PLZ Ort
Zurzeit sind das folgende Ärzte und
Psychologen:
Mein Hausarzt ist:
Name
Adresse
Telefon
Seit Datum befinde ich
mich in psychotherapeutischer Begleitung bei:
Name
Adresse
Telefon
Seit Mai 2011 befinde
ich mich in weiblicher Hormontherapie bei:
Name
Adresse
Telefon
Ort, Datum
Die meisten
Gerichte wollen, bevor sie mit der Bearbeitung des Antrages anfangen, einen
Kostenvorschuss haben. Der kann auch mal so 1.500,- Euro sein. Es besteht die
Möglichkeit Prozesskostenhilfe zu beantragen. Das Verfahren kann bis zu 3.000,-
Euro kosten. Aber auch Kosten unter 1.000.- Euro sind möglich. Es sind
hauptsächlich die Gutachterkosten, die den Preis hochtreiben.
Mein Zusatzantrag,
das vorhandene medizinisch-psychologische Gutachten anzuerkennen, hatte
übrigens Erfolg. Damit hatte das Gericht nur noch einen Gutachter für mich
bestellt.
Viele
Gerichte lassen sich viel Zeit. So wurde mir von anderen TS gesagt, dass das Amtsgericht
Magdeburg auch lange Bearbeitungszeiten hat. Deshalb habe ich mich öfters
telefonisch oder sogar persönlich beim Amtsgericht gemeldet und höflich
nachgefragt, wie weit der Bearbeitungsstand meines Antrages ist. Auch wenn man
die Möglichkeit hat, Gutachter auszusuchen, ist es günstig, sich vorher zu
erkundigen, welche die Gutachten relativ schnell schreiben.
Auch
schriftlich habe ich mich bei Gelegenheit in Erinnerung gebracht, wie z. B.
hier:
Geschäftsnummer:
[Aktenzeichen]
Sehr geehrte Frau [Name Richterin],
in meiner Angelegenheit hat sich
eine wesentliche Änderung ergeben.
Am [Datum] wurde bei mir am [Klinik]
in [Ort] die geschlechtsangleichende Operation durchgeführt (Anlage).
Da das auch Einfluss auf die
Stellungnahme des Landesverwaltungsamtes zur Anerkennung des vorhandenen
Gutachtens von [Name] hat, bitte ich diese Information entsprechend
weiterzuleiten.
Von der Anforderung eines weiteren
Gutachtens bitte ich unter diesen Umständen abzusehen und den Beschluss zur
Vornamens- und Personenstandsänderung zeitnah durchzuführen.
Mit freundlichen Grüßen
Andrea Süßenguth
Dieser
„sanfte Druck“ hat Erfolg. Am 2. November 2011 hatte ich meinen Antrag
abgegeben, am 18. Januar 2012 hatte ich meine Anhörung bei Gericht und am 7.
Juni 2012 wurde der Beschluss gefasst, ohne dass ich davon vorher wusste. Genaueres hier.
Am 14.
Dezember 2011 habe ich meinen Antrag auf Kostenübernahme für die geschlechtsangleichende
Operationen bei der Krankenkasse gestellt.
Hier mein
Antrag als Beispiel [leicht abgeändert – persönliche Details entfernt]:
Vorname Nachname
Ort, Datum
Straße Nr.
PLZ Ort
Krankenkasse
Straße Nr.
PLZ Ort
Versicherungsnummer: 0000000000
Antrag auf
Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Operationen
Sehr geehrte Frau [Name – falls
nicht bekannt, Damen und Herren],
hiermit beantrage ich die
Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Operationen aufgrund meiner
Mann-zu-Frau Transsexualität.
Begründung:
Wie Sie aus meinem ausführlichen
Lebenslauf entnehmen können, lebe ich seit [Datum oder Zeitraum] als Frau.
Innerlich war ich schon immer eine Frau in einem männlichen Körper habe es aber
Jahrzehnte aus Angst und Scham unterdrückt.
Das bisherige Leben als Frau macht
mich glücklich, ich habe deswegen auch nirgends Probleme.
In den letzten Monaten steigt aber
mein Leidensdruck beachtlich, da mein Körper nicht dem einer Frau entspricht.
Vom Äußeren habe ich im letzten Jahr beachtliche Fortschritte gemacht, um als
Frau wahrgenommen zu werden. Auch meine Brust hat durch die Hormoneinnahme schon
eine gute A-Größe [entsprechend den Gegebenheiten – aber Vorsicht!, nach
neuster Rechtssprechung bekommt man eine Brust-OP nur, wenn man noch keine
A-Größe hat, von der KK bewilligt; im Zweifelsfall weg lassen] erreicht.
Aber das Teil zwischen den Beinen
verhindert, dass ich mich als Frau fühlen kann. Damit bleibe ich ein Mann, der
als Frau lebt. Ich hasse es einfach. Es wird mich immer verraten, dass ich
keine Frau bin. Die psychische Belastung ist in letzter Zeit enorm gestiegen.
Nachts kann ich kaum schlafen. Am Tage kann ich mich nicht konzentrieren. ……….
Auch meine Arbeitsfähigkeit leidet darunter. Und beim Arbeiten mache ich
Fehler, die nicht sein müssten.
Auf Dauer sehe ich keine andere
Lösung als eine geschlechtsangleichende Operation um diesen Konflikt zu lösen.
Seit [Datum] befinde
ich mich in psychotherapeutischer Begleitung bei:
Name
Adresse
Telefon
Seit [Datum] befinde
ich mich in weiblicher Hormontherapie bei:
Name
Adresse
Telefon
Die Klinik, wo ich diese Operationen
durchführen lassen werde, gebe ich Ihnen noch bekannt.
Anlagen:
- ausführlicher transsexueller
Lebenslauf
- medizinisch-psychologisches
Gutachten über meine Transidentität
- Chromosomenanalyse
- aktueller Hormonstatus
- gutachterliche Stellungnahme zur
Indikationsstellung vom Therapeuten
Sollten weitere Unterlagen fehlen,
geben Sie mir bitte Bescheid.
Mit freundlichen Grüßen
Vorname Name
Nachreichen
musste ich noch den Kostenvoranschlag des Krankenhauses für die geschlechtsangleichende
Operation und der Nachweis über die Aufklärung der Risiken und eventuellen
Nebenwirkungen der Operation.
Natürlich
wurde die OP erst mal abgelehnt. Alles weitere in Bezug auf die Kostenzusage
ist hier nachzulesen.
Um schnell
vorwärtszukommen, sei es bei der Beantragung der Kostenübernahmen von
Operationen, bei der Beantragung der neuen Versicherungskarte oder
Rentenversicherungsnummer oder sonstigen Umgang mit Behörden und ähnlichen
Institutionen, läst sich folgendes im Allgemeinen sagen:
Immer
konsequent als Frau auftreten. Dabei versuchen, so natürlich wie möglich
aufzutreten. Nicht abwimmeln lassen, auf Begründungen von Ablehnungen bestehen,
sofort Widersprüche einlegen, versuchen Argumente zu finden und wenn man das
Gefühl hat, an einer Stelle nicht weiterzukommen, einen anderen Weg suchen. Und
dabei immer höflich bleiben und wenn es sich anbietet, auch mal „Honig ums Maul
schmieren“. Auf jeden Fall immer schnell handeln, um den Leidensdruck zu
untersteichen.
Für die
Auswahl der Klinik, wo die Operation stattfinden soll, ist es schwer Ratschläge
zu geben. Ein gewisses Risiko besteht überall.
Nach der
Operation ist das Bougieren wichtig. Widersprüchlich sind teilweise die
Aussagen, auch von Ärzten, ob die neue Neovagina gespült werden muss oder
nicht. Die einen sagen, das Spülen ist notwendig, um sie sauberzuhalten und die
anderen meinen, auf keinen Fall spülen, man zerstört dadurch die natürliche
Scheidenflora. Ich habe mich dafür entschieden, wenn ich der Meinung bin, es
ist da unten nicht in Ordnung, spüle ich, sonst lasse ich es sein.
Eure Andrea
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenDeine Argumentation ist sehr hilfreich, insbesondere finde ich gut, dass Du auch die rechtliche Seite erwähnst, die Formalien und Textvorschläge. Man weis nicht wann man das gebrauchen kann. Wie Du weist, bin ich ja erst am Anfang des Weges. Aber es ist gut zu wissen, was so auf eine(m) zukommen kann.
Danke Andrea
Hallo Andrea,
LöschenDanke für Deine lobenden Worte. Ich freue mich, wenn ich mit meinen Ausführungen anderen helfen kann.
Ich wünsche Dir für Deinen Weiteren Weg alles Gute und wenig Probleme.
LG Andrea
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenBin echt froh das ich Deine Seite gefunden habe, wo ich doch noch ganz am Anfang stehe.
Ist mir wirklich eine sehr große Hilfe weil wirklich alles so wunderbar beschrieben ist.
Hast mir echt weitergeholfen mit dem was Du hier erschaffen hast.....
Danke, Danke, Danke!
Janina Baumbach
Hallo Janina,
Löschendas freut mich. Danke für Dein Lob.
LG Andrea